Kategorie-Archiv: Cool Cats

Aus der Kulturgeschichte der Hauskatze: Katzen in Literatur, Film, Kunst, Wissenschaft oder Sport

Doch! – Wir leben noch!

Ja, ich bin noch da. Knapp zwar, aber doch. Jetzt soll auch der Chatzalp Blog wieder zu schnaufen beginnen.

Hier eine Kürzestversion der Dinge: Scooterunfall in den Tropen, Hals- und Rücken gebrochen, übler Schlag aufs Gehirn und bis hier 1 Jahr Reha. Und jetzt langsam auf dem Weg zurück.

Es ging um Zehntelsmillimeter: Ein verschraubter Hals, aber haarscharf am Rollstuhl vorbei.

Aber für die irre Katzenstory sorgt mein Snow Bengal Fredi. Reinrassig, aber als Zuchtausschuss zu mir gekommen. Krummbeinig, nervös und er schielt extrem. Trotzdem mein Star und Liebling. Ein toller Kerl. Flink, friedfertig, lustig, manchmal etwas schwer von Begriff, aber immer guter Dinge. Eine Art Forrest Gump mit Fell.

Können diese Augen etwas im Schilde führen? Klar. Snow Bengal Fredi ist der Star auf Chatzalp.

Die erst Nachricht im Spital knallt mich fast in die Narkose zurück: Fredi sei verschwunden, seit Tagen. Ausgezogen, einfach weg. Hiess es von daheim.

Es folgen Monate der Reha, irgendwann der erste Spitalurlaub. Fredi bleibt verschwunden. Dann, nach endlosen 7 Monaten kann ich heim. Nur eine Sache trübt mein Glück. Ich habe wegen des Unfalls Fredi verloren. Vielleicht ist er ausgezogen, frisst fremd. Oder er ist tot.

Nur die Erinnerung bleibt: Fredi (r.) gönnt sich eine Siesta. Jetzt ist er weg. Ausgerechnet er.

Den anderen Katzen geht es gut. Es ist mein zweiter Tag zuhause. Alle liegen auf dem Sofa. Dann das Klicken der Katzentüre, drei unendlich lange Sekunde wie in Trance, dann steht er da: FREDI!!!

Wie wenn nichts gewesen wäre. Springt mir sofort auf den Schoss. Ich schreie, und weine, und küsse einen Kater. Verdammt…..

Er ist wieder da!! – So überschwänglich habe ich den Kerl auf Facebook bejubelt.

Vom oberen Stock kommen die Jungen gerannt. Können es nicht fassen. „Läck, ist der gewachsen“, sagt mein Neffe baff, „und gut genährt ist er auch“.

Seither lebt Fredi wieder ganz normal auf Chatzalp, wie die drei Jahre davor. Wo er war, weiss niemand. Wovon er so gross und stark wurde auch nicht.

Fredi nach seiner Rückkehr auf Chatzalp. Wo war er 6 Monate lang? Hat er gemerkt, das ich wieder da bin? WTF is going on here?

Nur soviel: Doch! – Wir leben noch! – Alle! – Ach wie gerne würde ich glauben, dass mir Fredi eines seiner sprichwörtlichen 9 Leben mit in die Ferien gegeben hat. Hat er?

Best-of 2015 (1): Die Katze des Paten

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„Du kommst in mein Haus. An der Hochzeit meiner Tochter. Und verlangst, dass ich jemanden töte“? Grossartiger Marlon Brando in Der Pate I. Mit Katze.

Sie ist vermutlich die einzige Katze, die Filmgeschichte geschrieben hat, ohne dass für sie im Drehbuch eine Rolle vorgesehen war. Typisch Katze halt. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann erreicht sie es auch.

In der legendären Anfangssequenz des Mafiaepos Der Pate I (The Godfather) hat sie mit Marlon Brando einen bemerkenswerten Auftritt. Während der Pate mit einem Geschäftsmann kaltblütig einen Mordauftrag bespricht, schurrt auf seinem Schoss behaglich das anonyme Kätzchen.

Dieser extreme Gegensatz zwischen dem liebevoll mit der Katze spielenden Paten und dem kruden Inhalt des Gesprächs verleiht der Filmfigur, neben dem grossartigen Spiel Brandos, eine glaubwürdige Vielschichtigkeit. Bis heute gilt der Pate als einer der besten Filme aller Zeiten.

Nur: Die Katze war darin gar nicht vorgesehen, wie später sowohl der Produzent Albert S. Rudy, als auch Regisseur Francis Ford Coppola bestätigten. Das Tier sei einfach im Studio herum gerannt und habe sich plötzlich auf Brandos Schoss gesetzt.

«Wissen Sie», sagte Coppola dazu, «Brando liebt Kinder und Tiere. Die Katze gefiel ihm, und sie fasste sofort Zutrauen zu ihm und wurde so zum Teil der Szene». Die Tonspur des Dialogs musste später nochmals aufgenommen werden, weil die Katze so laut geschnurrt habe, so der Regisseur.

Damit nicht genug: Die freche Katze, deren Name leider unbekannt blieb, schaffte es sogar auf eines der Filmplakate (Bild). «Es war eine Zufallsidee», sagte Regisseur Coppola.
Nicht aus Sicht der Katze! – Der Film wurde für 14 Oscars nominiert und gewann deren drei. Seinen Oscar als bester Hauptdarsteller nahm Brando jedoch nicht an um gegen die Behandlung der Indianer in den USA zu protestieren.
Doch seht selbst! – 3 Minuten Filmgeschichte…

 

 

Lernen von den Pennern

 

37 Grad im Schatten: Katzen zeigen, wie du trotzdem locker durch den Tag kommst
37 Grad im Schatten: Katzen zeigen, wie du trotzdem locker durch den Tag kommst

An gewöhnlichen Tagen schlafen Katzen etwa 16 Stunden. An Hitzetagen wie heute schrauben sie ihre Aktivität nochmals dramatisch herunter. Tagsüber stehen sie nur zum Fressen auf. Und auch das nur, wenn es sich für sie sicher lohnt. Lockversuche mit dem auf- und zuschlagen der Kühlschranktüre laufen ab 32 Grad ins Leere. Es könnte Energieverschwendung sein.

Einmal mehr können wir den Katzen etwas abgucken. Etwa die elegante Behäbigkeit bei Hitze, frei nach dem Motto: «Nur eine gesparte Kalorie ist eine gute Kalorie». Keine Bewegung erfolgt ohne triftigen Grund. Ist die Katze so schon eine Ikone des Müssigganges, wird sie bei Hitze zum Inbegriff der Trägheit. Genau umgekehrt wie bei den wechsel-blütigen Beutetieren der Katzen wie Reptilien und Amphibien. Die werden je flinker, je wärmer es wird.

Also noch ein guter Grund für Kater Eugen und Co., bei Sommerhitze einen Gang herunter zu schalten. Ihre (verkürzte) Runde drehen sie zwischen Mitternacht und dem Morgengrauen. Dann sind auch die Nager unterwegs.

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Cool Cats (4): Flieg, Kitty, flieg!

Dieses Video geht heute (23.6.15) um die Welt: Kaum gestartet entdeckt Pilot Romain Jantot in seinem Ultraleichtflugzeug einen blinden Passagier. Auf der von vorne gesehen rechten Tragfläche kommt der Gast langsam zum Vorschein. Es ist das namenlose Maskottchen von Jantots Aero Club in Französisch-Guayana. Selbst das seriöse und dem service public verpflichteten Schweizer Fernsehen hat diesen einzigartigen «Catcontent» auf seine Website gestellt. Bis um 13 Uhr wurde Jantots Video weltweit 6,5 Millionen Mal angeschaut. «Man sollte vor dem Start immer auch die Flügel kontrollieren», meinte der verdutzte Pilot nach der Landung. Für alle Tierfreunde: Das Büsi ist wohlbehalten wieder am Boden angekommen.

Cool Cats (3): Der unsinkbare Sam, ein Kriegsheld

Überlebte 1941 total drei Schiffsuntergänge: «Unsinkable Sam»  tat als Schiffskatze bei Freund und Feind Dienst.
Sam überlebte 1941 drei Schiffsuntergänge.

Die Engländer nannten ihn «Unsinkable Sam», bei den Nazis hörte er auf den Namen «Oskar»: Als ursprüngliche Bordkatze des deutschen Schlachtschiffs Bismarck schrieb das Tier eine der ungewöhnlichsten Geschichten des zweiten Weltkrieges.

Am 27. Mai 1941 versenkte die britische Flotte die Bismarck. Fast 2000 der 2100 Seeleute fanden den Tod. Nicht so Oskar. Im Logbuch des britischen Zerstörers HMS Cossack ist zu lesen. «Wir fanden keine Überlebenden Besatzungsmitglieder, nur die schwarze Katze, die sich sichtlich verärgert, an ein Brett klammerte».

So wurde Oskar alias Sam zur Schiffskatze der Engländer. Allerdings nur für ein paar Monate. Am 26. Oktober 1941 sank auch die Cossack, versenkt durch das deutsche U-Boot U563. 159 Seeleute starben, und wieder überlebte Sam. Er wurde nach Gibraltar gebracht und kam später als Schiffskatze auf den Flugzeugträger HMS Ark Royal, der kurz vorher auch an der Versenkung der Bismarck beteiligt war.

Bei der Rückkehr von einem Einsatz bei Malta wird auch die HRM Ark Royal von einem deutschen U-Boot torpediert und versenkt. Und wer überlebt die Tragödie? Wieder ist es Sam, inzwischen mit dem Beinamen «der Unsinkbare» ausgestattet, der unter anderem gerettet wurde.

Ein Held der Seeleute: Kater Sam oder Oskar, wie ihn die Nazis nannten.
Ein Held der Seeleute: Kater Sam.

Nur: Von nun an wurde der Kater als Unglücksbringer verdächtigt und durfte darum nicht mehr zur See fahren. Immerhin lagen alle drei Schiffe auf denen Sam innerhalb nur eines Jahres Dienst tat, auf dem Meeresgrund. Dafür durfte der Kater seinen Lebensabend in einem Seemannsheim für Kriegsveteranen bei Belfast verbringen, wo er 1955, über zehn Jahre nach Kriegsende, eines natürlichen Todes starb.

 

Auf der «Bismarck» tat die Katze Dienst, bevor die Engländer das  deutsche Schlachtschiff am 27. Mai 1941 versenkten
Auf der «Bismarck» tat die Katze Dienst, bevor die Engländer das deutsche Schlachtschiff am 27. Mai 1941 versenkten.

 

Cool Cats (1): Kater Tomba – der Bergsteiger

katertombaObwohl er nur vierjährig wurde ist Kater Tomba eine Legende. Zeitungen aus den USA, aus Japan oder Südafrika berichteten über ihn, das Schweizer Fernsehen drehte einen Dokumentarfilm über das ungewöhnliche Tier.

Tomba lebte in den späten 80er Jahren im Berghotel Schwarzenbach auf der Gemmipassroute von Kandersteg nach Leukerbad. Just zu jener Zeit, als ein gewisser Alberto begonnen hatte, die Frauen am TV-Bildschirm mit katzenhaftem Slalomtanz zu entzücken. Daher sein Name.
Schon in jungen Jahren widmete sich Tomba seiner grossen Leidenschaft, der Bergsteigerei. Dutzende Male begleitete die Katze Seilschaften auf das Rinderhorn (3448 m) oder auf das noch höhere Balmhorn (3698 m) – und kehrte immer wieder zurück.
Dabei pflegte sich der Kater am Vorabend seine Seilschaft genau auszusuchen. Am Morgen wartete er jeweils vor der Türe, liess mehrere Gruppen vorbeiziehen, um sich dann der Seilschaft seiner Wahl anzuschliessen.
TombaGipfelFür Besitzerin Dorothea Stoller war Tomba eine Fall von Seelenwanderung. «Die Wiederkehr eines tüchtigen Alpinisten in Katzengestalt», sagte sie 1995 zur NZZ. Mehr noch: Bergsteiger berichten, Tomba habe sie vor einer gefährlichen Schneeverwehung gewarnt, weil er sich an der betreffenden Stelle strikte weigerte, weiterzugehen.
Mit folgender Geschichte wurde Tomba endgültig zum Mythos: Eine andere Seilschaft schilderte, wie der Kater plötzlich wie angewurzelt stehen geblieben sei, sich dann hinter einem Felsen versteckt hatte. Nachdem die Gruppe ebenfalls stoppte habe sich nur Sekunden später eine Lawine gelöst und direkt vor ihnen das Gelände verschüttete.
Leider hat die Geschichte kein Happy-End. Im Januar 1993 musste Tomba im Alter von nur vier Jahren wegen einer Infektionskrankheit eingeschläfert werden.